Das Cartell

Das Pater-Rupert-Mayer-Gebet

Das folgende Gebet ist im Erzbistum München-Freising und im Cartell Rupert Mayer als Pater-Rupert-Mayer-Gebet bekannt:

Herr, wie Du willst, so will ich geh’n, und wie Du willst, soll mir gescheh’n. Hilf Deinen Willen nur versteh’n.

Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit, und wann Du willst, bin ich bereit. Heut und in alle Ewigkeit.

Herr, was Du willst, das nehm’ ich hin, und was Du willst, ist mir Gewinn. Genug, dass ich Dein Eigen bin.

Herr, weil Du‘s willst, d’rum ist es gut, und weil Du‘s willst, d’rum hab’ ich Mut. Mein Herz in Deinen Händen ruht.

Das Cartell Rupert Mayer

Ein Cartell – im wirtschaftlichen aber auch im geistlichen Sinne – ist ein Zusammenschluss selbständiger Gruppierungen mit einem gemeinsamen Ziel.

In Deutschland gibt es derzeit 25 selbstständige Gruppen mit etwa 800 Mitgliedern, die sich zum Cartell Rupert Mayer zusammengeschlossen haben. Das Cartell koordiniert die gruppenübergreifenden Aktivitäten der örtlichen Zusammenschlüsse, die sich Gilde, Bund oder Christliche Loge nennen.

Gemeinsam ist für alle Mitglieder im Cartell, sich selbstverständlich und offen für die christlichen Werte einzusetzen und ein Zeugnis für den Glauben in der Welt abzulegen.

Ihren Ursprung haben die meisten der heute 25 Gilden des Cartells in der Nachkriegszeit. In 1946-1949 kam es zu Gründungen in München, Regensburg, Hamburg, Frankfurt. Danach in fast allen Städten des Ruhrgebiets. Weitere Gruppierungen aus der Zeit vor dem Krieg (Berlin 1921, Münster 1926) schlossen sich an. Nach der deutschen Wiedervereinigung kam es zu Neugründungen in Leipzig, Dresden, Weimar und Schwerin. Die St. Gottschalk-Gilde in Schwerin, gegründet 2013, ist neben dem Club Berlin heute noch die einzige aktive Gilde in den östlichen Bundesländern.


Selbst im Tod nicht umgefallen

Copyright: KNA (Barbara Just)

An Allerheiligen 1945 starb der Jesuit Rupert Mayer

Allerheiligen 1945 in München. Obwohl gesundheitlich angeschlagen, hält der Jesuit Rupert Mayer in der kleinen Kreuzkapelle neben der zerstörten Michaelskirche den Acht-Uhr-Gottesdienst.

Der 69-Jährige verliest das Evangelium von den Seligpreisungen und stellt dann die Eucharistie in die Mitte seiner Predigt. Aus dieser “Nahrung” schöpften die Menschen ihre Kraft zum Einsatz für den Nächsten. “Es ist der Herr”, sagt der Pater mit kräftiger Stimme, doch er bringt den Satz nicht zu Ende. Zweimal noch sind leise die Worte “der Herr, der Herr” zu vernehmen. Dann ist es totenstill in der Kapelle, wie Rita Haub in ihrer Biografie über den Ordensmann notiert. Alle schauen nur noch auf den Prediger, der da vorn in der Kirche weiter steht – verstummt, aber aufrecht. Seine Prothese, die er seit einer Verletzung und einer anschließenden Amputation des linken Beines im Ersten Weltkrieg trägt, hält ihn. “Selbst im Tod ist Pater Mayer nicht umgefallen”, werden später die Münchner sagen und damit die Lebensleistung eines Mannes würdigen, der schon früh gegen die Nationalsozialisten kämpfte und sich für Arme und Schwache einsetzte.

Tausende erweisen ihm die letzte Ehre

Zwei Mitbrüder tragen den Bewusstlosen in vollem Ornat in ein nahes Zimmer. Eine im Gottesdienst anwesende Ärztin stellt einen Gehirnschlag fest. Mayer wird in eine Klinik eingeliefert, wo er um 11.10 Uhr verstirbt. Die Nachricht vom Tode des Münchner Sozialapostels verbreitet sich schnell. In den nächsten Tagen strömen Tausende zum im offenen Sarg aufgebahrten Pater. Genauso viele mögen es auch gewesen sein, als am 4. November in Pullach das Requiem für den Verstorbenen stattfindet und dieser anschließend auf dem dortigen Ordensfriedhof begraben wird.

Im Mai 1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs, war der Jesuit aus dem oberbayerischen Kloster Ettal ins zerbombte München zurückgekehrt. Seit 1940 hatte er bei den Benediktinern Zuflucht gefunden, nachdem die Kirchenleitung den körperlich geschwächten Mann nach mehrmaligen Verhören und einer Inhaftierung im KZ Sachsenhausen aus der Schusslinie der Nazis genommen hatte. Nun setzte er sich wieder als Präses der Marianischen Männerkongregation für die Belange der Menschen ein.  

In vielerlei Nöten wandten sich die Münchner an den “Fünfzehnten Nothelfer”: wenn sie eine Wohnung suchten, Kleidung oder etwas zu essen brauchten oder Hilfe bei der Entnazifizierung. Der Jesuit beantwortete Bittbriefe und ging selber zu Ämtern, um sich vermittelnd einzuschalten.

Mayer stammte aus einer Stuttgarter Kaufmannsfamilie. Seine Eltern ermöglichten ihm und den fünf Geschwistern eine umfassende Bildung, einschließlich Geigenunterricht und Reitstunden. Nach dem Abitur studierte er Theologie im schweizerischen Freiburg, in München und Tübingen. 1899 folgte in Rottenburg die Priesterweihe. Ein Jahr später entschied sich der Schwabe für den Eintritt bei den Jesuiten im österreichischen Feldkirch und kam schließlich 1912 nach München. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete er sich freiwillig als Feldgeistlicher.  

“Ich werde ihnen ganz klar sagen, dass ein deutscher Katholik niemals Nationalsozialist sein kann.”, Zitat Pater Rupert Mayer, SJ

Die Not der Menschen lindern und das Wort erheben, wo es nötig ist, lautete seine Maxime. So schwieg der Ordensmann auch nicht, als die Nazis die Macht übernahmen: “Ich werde ihnen ganz klar sagen, dass ein deutscher Katholik niemals Nationalsozialist sein kann.”

Zu diesem NS-Widerstandskämpfer und seit 1987 seliggesprochenen Mann strömen die Menschen noch heute. Sein Grab in der Krypta der Bürgersaalkirche liegt mitten in der Münchner Fußgängerzone. Hier finden sie Ruhe vor dem Trubel in Europas beliebtester Einkaufsmeile, nehmen sich Zeit für ein Gebet, stellen eine Opferkerze auf und berühren mit der rechten Hand die Bronzebüste des Paters.

Als “entschiedenen und unerschrockenen Kämpfer für die Wahrheit des Glaubens und für die Rechte der Kirche” rühmte ihn Johannes Paul II. In Zeiten großer Not habe er in vielen als “Vater der Armen” neue Hoffnung geweckt. Auf eine Heiligsprechung hoffen indes seit Jahren auch seine Verehrer. Vielleicht nimmt sich Papst Franziskus ja seines Mitbruders an.